MA RAINEY

‘DIE MUTTER DES BLUES’

 

Gestattet mir damit einleitend festzuhalten, dass ich nicht voll und ganz zufrieden mit diesem Blog Beitrag bin. Ma Rainey ist eine wirklich interessante Frau… Um ehrlich zu sein, könnte ich eine ganze Doktorarbeit und nicht nur einen Blog Beitrag über sie schreiben! Bedauerlicherweise musste ich deshalb eine ganze Reihe interessanter Information weglassen. Es tut mir leid! Aber, falls euch interessiert, was ihr hier liest, dann empfehle ich euch die Bücher aus der Quellenangabe zu lesen. Jeder dieser Bücher gab mir nicht nur ein tieferes Verständnis über das Leben und die Werke dieser Künstler, sondern auch über die breitere kulturelle und gesellschaftliche Bedeutung von Frauen und Blues in den 1920er Jahren.

 

Dieser Beitrag beinhaltet:

  • Wer war Ma Rainey?
  • Wer waren die Rabbit Foot Minstrels?
  • Ma’s Stimme
  • Ma’s Beitrag zu Blues
  • Unabhängigkeit der Frauen und sexuelle Nonkonformität
  • Ma Rainey Musik playlists – Alte und Neue

 


 

WER WAR MA RAINEY?

Ma and Pa Rainey [1]

Name: Gertrude Malissa Nix Pridgett

Life: 26 aprile 1886 – 1939. Nata a Columbus, Georgia.

 
Gertrude “Ma” Rainey, starte ihre Bühnenkarriere in Talent-shows in sehr frühen Jahren (als sie 10 oder 12 Jahre alt war). Es wird erzählt, dass sie zum ersten Mal mit Blues in 1902 in Berührung kam, als sie in einer Kleinstadt in Missouri auftrat. Sie hörte ein Mädchen singen und war so gebannt durch das seltsame und melancholische Lied, dass sie das Lied lernte und es bald darauf als Zugabe in ihren Auftritten sang. Ihre Zuhörer liebten es und daher blieb es ein Teil ihres Programmes.

Gertrude heiratete Will Rainey, Komödiant und Sänger, am 2. Februar 1904 und sie waren gemeinsam als Paar-Sänger und Tänzer bis 1916 angekündigt als ‘Ma’ and ‘Pa’ Rainey, Assassinators of the Blues’ (‘Ma’ und ‘Pa’ Rainey, Mörder des Blues) auf Tournee. Ma und Pa reisten mit den Rabbit Foot Minstrels für viele Jahre. Die Rabbit Foot Minstrels waren eine reisende Minstrel show (eine Unterhaltungsshow in den USA, bei der sich Weiße mit schwarz geschminkten Gesichtern in Form von Stereotypen Schwarze darstellen, oder auch später Schwarze mit schwarz angemalten Gesichtern), die ein Karrieresprungbrett für viele berühmte Blues Sängerinnen war. Man erzählt sich, dass Ma Rainey während dieser Zeit mit der Minstrel Show die junge Bessie Smith traf, coachte und betreute.

 

WER WAREN DIE RABBIT FOOT MINSTRELS??

 

“Dieses Leben – bereichert durch Reisen, Auftritte und gemeinschaftliche Kreativität – war nur ein Traum für viele Afro-amerikanerInnen im frühen 20. Jahrhundert. Rainey’s Position als unangefochtener Star der Rabbit Foot Minstrels machte aus ihr eine Ikone unter der Afroamerikanischen Bevölkerung. Sie schien zu dieser Zeit das Ideal von Freiheit zu verkörpern, und in dieser Verkörperung begründete einen Archetyp für Frauen in Musik, die ihr nacheiferten und nachfolgten: die „störrische Frau“, die „böse Frau“ ; die „wilde Frau“ des Blues.“ [2]

 


 

MA’S STIMME

Ihre Stimme wurde als „erdig, kraftvoll und tiefes Contralto“ mit einer „authentischen Art des Bluesgesang“ beschrieben. [3]

Im Buch ‘Black Pearls: Blues Queens of the 1920s’ wurde ihr Gesang beschrieben als “ein Gesang, der jene Charakteristika erhielt, die von AfrikanerInnen und Afro-amerikanerInnen meistbewundert wurden – summender Klang, Heiserkeit, satirischer Tonfall, die Fähigkeit alltägliche Erfahrungen in lebendigen Klang zu übersetzen. Ihre Dynamik angereichert mit Empathie brachte ihre Zuhörer in die Stimmung von Blues.” [4]

Sie hatte einen ländlicheren Klang in ihrer Stimme als einige andere Künstlerinnen ihrer Era, womit sie die Kluft zwischen traditionellem, ländlichem, country blues und dem vaudeville Stil von Blues überbrücken konnte. Sie sang über die Schrecken der Überflutungen und Missernten als auch über Reisen, Misshandlung, Sex, Prostitution, Rache und Entfremdung. Sie war auch sehr lustig und konnte alltägliche Themen in humorvolle Musik verwandeln.

“Ihre Perlen, Seidenkleider und berühmte Halsketten aus Goldmünzen zeigten ihren ZuhörInnen, dass sie gerade in eine andere Schicht aufgestiegen ist – aber sie hatte ihre urtümliche Stimme und ihren Klang von zu Hause bewahrt. Trotz ihres Glanzes und ihrer Pracht wurde Rainey immer als erdige, Frau vom Land anerkannt und ihre Fans liebten Sie für das.”  [5]

 


 

MA’S BEITRAG ZU BLUES

Ma Rainey’s Wildcats Jazz Band [1]

Man sagt das Ma Rainey die erste Minstrel Künstlerin war die Blues in ihr Repertoire aufnahm. Sie half Blues als die Musik von Frauen zu etablieren und betreute unzählige Musikerinnen einschließlich Bessie Smith.

 

Koko Taylor, die mit der Stimme von Rainey aufwuchs, sagte “Was diese Frauen wie Ma Rainey taten, das war der Gründungsstein für Blues. Sie brachten den Blues aus der Sklaverei in die Jetztzeit.” [6]

 

Nach 20 Jahren voller Auftritten (niemals außerhalb des Südens), wurd Ma 1923 von Paramount Records aufgenommen und sofort als die ‚Mutter des Blues‘ betitelt. Ihre Platten mit Paramount waren enorm erfolgreich, da sie bereits eine große Schar an Fans durch ihre Live shows hatte. Theaterunternehmen waren jedoch darum besorgt, dass die steigende Popularität von Schallplatten ihre Nachfrage sinken ließ. Für Ma Rainey war dies jedoch nicht der Fall. Dank ihrer fesselnden Bühnenpräsenz standen ihre Schallplatten nie in Konkurrenz zu ihre Bühnenkarriere und deswegen befanden sich beide im Höhenflug.

 

1924 trat Ma dem TOBA circuit bei (der ‚Theatre Organisers Booking Association’/ ‚Theater Veranstalter Buchungsvereinigung’, generell durch Ma Rainey bekannt als ‚Tough On Black Asses‘). TOBA besaß ein Netzwerk an Theatern (vorwiegend von weißen AmerikanerInnen unter Besitz) und organisierte den Zeitplan der Bühnenstücke für die Theater ihre Netzwerkes. Für einen Zeitraum von über 30 Jahren stellte TOBA alle regulären Buchungen für viele schwarze Unterhaltungsakteure und Schauspieler. Der TOBA circuit half Ma, damit sie mehr Prestige mit glänzenden Bühnenauftritten in großen Theatern in den Städten des gesamten Landes erhielt.

 

Aber was Ma wirklich populär machte waren  “… ihre Mitgefühl, ihre Zärtlichkeit, und ihre Bereitschaft ihre Gage, ihre Zeit und ihre Erfahrung mit anderen zu teilen“ „Ihre Publikum reagierte auf sie mit Zuneigung, weil sie eine Beziehung zu ihm aufrechterhielt; Sie konnte ihr Leben nachvollziehen und war fähig diese durch ihren Bluesgesang zu interpretieren.” [7]

 

Auszug aus dem Gedicht ‘Ma Rainey’ von Sterling Brown (1932) [8]

Lies das gesamte Gedicht hier nach (Auf Englisch)

 

Ma Rainey war bekannt dafür kompetent zu sein und immer bereit anderen zu helfen. Sie war auch als gute Geschäftsfrau bekannt. Sie schaffte es kontinuierlich die Theater zu füllen und gleichzeitig vorzügliche Kritiken einzufahren; Sogar dann noch als die Vaudeville Industrie sich begann zwischen 1928 und 1929 langsam aufzulösen. Als Blues Aufnahmen und TOBA unter der Großen Depression litten, griff Ma zurück auf ihre alten Zeltshows – dort wo sie begonnen hatte – und schaffte es weiter Karriere zu machen.

 

Während ihrer 5 Jahre Arbeit für Paramount nahm sie 92 Schallplatten auf. Sie machten Aufnahmen mit einigen der besten Musiker ihrer Zeit – Lovie Austin, Fletcher Henderson, Tom Dorsey und Louis Armstrong. Bedauerlicherweise ist die Qualität ihrer Aufnahmen von Paramount so schlecht, dass wir sie heutzutage kaum zu hören bekommen. (Bedauerlicherweise würde ich als DJ nie eine ihrer Originalwerke aufgrund ihrer schlechten Qualität spielen. Ich spiele jedoch einige ihrer Lieder, die von anderen Künstlern als Cover aufgenommen wurden. Du findest am Ende dieses Beitrags eine Playlist dazu.)

 

  

 


 

Unabhängigkeit der Frauen und sexuelle Nonkonformität

Ma Rainey war eine von vielen Blues Sängerinnen, die durch ihre Musik und ihr Verhalten, das damalige Bild einer stereotypischen Frau und ihrer heterosexuellen Vorstellung von weiblicher Sexualität herausforderte. Ma verheimlichte ihre bisexuellen Vorlieben trotz ihres Status einer verheirateten Frau nicht. Tatsächlicher schien es ein Teil ihrer Persönlichkeit zu sein. Sie schrieb und sang viele Lieder zu diesem Thema…

1925 wurde Ma verhaftet, weil sie an einer Orgie mit mehreren Frauen teilnahm. Später schrieb und nahm dann ‚Prove It On Me‘ auf.

 

PROVE IT ON ME (1928)

Went out last night, 
had a great big fight
everything seemed to go on wrong
I looked up, to my surprise
The gal I was with was gone
Where she went, I don’t know
I mean to follow everywhere she goes;
Folks say I’m crooked, I didn’t know where she took it
I want the whole world to know

They say I do it, ain’t nobody caught me
Sure got to prove it on me;
Went out last night with a crowd of my friends
They must’ve been women, ’cause I don’t like no men

It’s true I wear a collar and a tie
Makes the wind blow all the while
Don’t you say I do it, ain’t nobody caught meYou sure got to prove it on me

Say I do it, ain’t nobody caught me
Sure got to prove it on me [9]

 

Interessanterweise gibt es keine Aufnahmen dazu, dass Ma über stereotypischen romantische Liebe oder eheliche Beziehung, die so häufig in populärer Musik dieser Tage war, singt. „In 252 Liedern aufgenommen von Bessie Smith und Ma Rainey gibt es nur vier – alle von Bessie Smith – die sich auf Ehe in einem neutralen Kontext beziehen…“ [10].  “In Liedern, aufgenommen von Ma, wurde die Institution einer monogamen Ehe mit einer Haltung, welche normalerweise als männlich gekennzeichnet ist, oft kavalierhaft abgelehnt…“ [11]

 

In “Blues Legacies and Black Feminism” von Angela Y. Davis, erklärt Davis wie Ma Rainey’s Lebenswerk die Tradition von Afro-Amerikanischem Feminismus veranschaulicht. Ich rate allen dieses Buch zu lesen, die sich tiefer mit diesem Thema auseinandersetzen möchten. Ich liste weiter unten eine Reihe von Ma Rainey’s Liedertexte, die Einblick über den Inhalt ihrer Lieder liefern.

 

 

Barrel House Blues

In dem Lied ‘Barrel House Blues’ “feiert [Ma] die Begierde einer Frau für Alkohol und schöne Zeiten, deren Vorrecht, als Gleichberechtige im Vergleich zu Männern, untreu zu werden“…
Indem sie das macht „lanciert sie eine eherne Herausforderung in Bezug auf die dominante Vorstellung der Unterordnung von Frauen“.
. [12]

Papa likes his sherry, mama likes her port
Papa like to shimmy, mama likes to sport
Papa like his bourbon, mama likes her gin
Papa likes his outside women, mama likes her outside men. [12]

 

 

Black Eye Blues

Häuslicher Misshandlung war zu jener Zeit eine private Angelegenheit versteckt hinter den häuslichen Wänden. Ma Rainey und andere Blues Sängerinnen brachten häusliche Misshandlung und männliche Gewalt durch ihre Lieder ans Licht der Öffentlichkeit. Ihre Lieder erbrachten keine Lösungen dieser Probleme, aber boten vielleicht jene Solidarität und Unterstützung für weibliche Zuhörer, die ähnliche Dinge erlebt haben, dar (das ist jedoch pure Spekulation). ‘Black Eye Blues’ erzählt von einer Frau mit Namen Miss Nancy, die “eine Haltung von Trotz gegenüber ihres misshandelnden Partners einnimmt“. [13]
 

I went down the alley, other night
Nancy and her man had just had a fight
He beat Miss Nancy ‘cross the head
When she rose to her feet, she said
You low down alligator, just watch me
Sooner or later gonna catch you with your britches down
You ‘buse me and you cheat me, you dog around and beat me
Still I’m gonna hang around [13]

 


 

Und um diesen Beitrag abzuschließen, dachte ich dass dieses Zitat von ‘Black Pearls: Blues Queens of the 1920s’ eine schöne Umschreibung von Ma darstellt….

 

“Die gut-gelaunte, ausgelassene Rainey liebte das Leben, liebte die Liebe, ganz besondes, liebte sie ihr Volk. Ihre Stimme bricht hervor mit einer herzlichen Deklaration von Courage und Bestimmung – einer Bestätigung des Lebens von Schwarzen.“ [14]

 


 

PLAYLIST DI MA RAINEY

Originalaufnahmen von Ma Rainey:

Aktuelle Aufnahmen von Ma Rainey’s Liedern von verschiedenen Künstlern:

 


 
Übersetzung von Andreas Endl. Danke, Andreas!

 
SOURCES

  • Blues Legacies and Black Feminism by Angela Y. Davis
  • Black Pearls: Blues Queens of the 1920s by Daphne Duval Harrison
  • A Bad Woman Feeling Good: Blues and the Women Who Sing Them by Buzzy Jackson
  • www.biography.com/people/ma-rainey-9542413
  • http://jasobrecht.com/ma-rainey-the-mother-of-the-blues/

 

FOOTNOTES

[1] Photos from http://jasobrecht.com/ma-rainey-the-mother-of-the-blues
[2] Buzzy Jackson. A Bad Woman Feeling Good: Blues and the Women Who Sing Them. p16
[3] Daphne Duval Harrison. Black Pearls: Blues Queens of the 1920s. p35
[4] Daphne Duval Harrison. Black Pearls: Blues Queens of the 1920s. P39
[5] Buzzy Jackson. A Bad Woman Feeling Good: Blues and the Women Who Sing Them. p20
[6] Angela Y. Davis. Blues Legacies and Black Feminism. p138
[7] Daphne Duval Harrison. Black Pearls: Blues Queens of the 1920s. p36
[8] Angela Y. Davis. Blues Legacies and Black Feminism. p139
[9] https://genius.com/Ma-rainey-prove-it-on-me-blues-lyrics
[10] Angela Y. Davis. Blues Legacies and Black Feminism. p13
[11] Angela Y. Davis. Blues Legacies and Black Feminism. p15
[12] Angela Y. Davis. Blues Legacies and Black Feminism. p22
[13] Angela Y. Davis. Blues Legacies and Black Feminism. p22
[14] Daphne Duval Harrison. Black Pearls: Blues Queens of the 1920s. p40